Stäken-Café

Bild von Elena Kraft

Traditionell sind Cafés Orte des Austausches, der  Diskussionen und Meinungsbildung. Das World Café ist eine Methode, die in der Arbeit mit (großen) Gruppen dazu dient viele Menschen in einen Austausch zu bestimmten Fragen und Themen zu führen. Hierzu werden an verschieden Tischen unterschiedliche Themen/Fragen diskutiert. Die TeilnehmerInnen wechseln, meist nach einer vorgebenden Zeit den Tisch, so dass sie in einem bestimmten Zeitrahmen sich zu verschieden Themen austauschen können. Sogenannte GastgeberInnen verbleiben an den Tischen und moderieren die Gespräche. Die TeilnehmerInnen können ihre Gedanken und Anmerkungen beispielsweise auf einer Papiertischdecke festhalten.

Im Rahmen eines Master-Seminars an der HAWK wurde diese Methode aufgegriffen und ein World Café zu Entwicklungsmöglichkeiten der Stärkenperspektive durchgeführt. Ein Ergebnis der Diskussionen war, den Austausch über die Stärkenperspektive mit Hilfe von unterschiedlichen Medien zu fördern. Dies hat sich nun der Blog zum Ziel gesetzt: Es können Geschichten, Beispiele und Erfahrungen zum Thema Stärkenorientierung vorgestellt, kommentiert und besprochen werden.

Ich, als Gastgeberin, freue mich über Beiträge und einen regen Austausch. CE

 

Betrachte immer die helle Seite der Dinge!
Und wenn sie keine haben, dann reibe die dunkle bis sie glänzt.
Deutsches Sprichwort

‚Stärken neu denken’ heißt für mich neue Perspektiven einzunehmen. Fähigkeiten, Sachverhalte oder Dinge in einer anderen Situation oder in einem anderen Licht zu sehen, um sie so vielleicht positiv umdeuten zu können. Also wie in dem Pinguin-Prinzip von Eckart von Hirschhausen: Nachdem er zunächst einen Pinguin im Zoo aufgrund seiner Figur, den fehlenden Knien und Hals, mitleidig betrachtet und als Fehlkonstruktion einschätzt, stellt er erstaunt fest, dass der Pinguin, nachdem er ins Wasser gesprungen ist, sich schnell und wendig bewegt. Der Kontext ist entscheidend, wie unsre Fähigkeiten und Interessen eingeschätzt werden.

Brighton

Zum ‚Stärken neu denken’ gehört für mich auch die eigenen Glaubenssätze zu hinterfragen. Es gibt viele negative bewusste und unbewusste Überzeugungen wie „Ich kann das nicht“, „Ich darf keine Fehler machen“ oder ein sehr folgenschwerer Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“, die unsere Leben beeinflussen können. Solche negativen Glaubenssätze sind unsere wunden Punkte. Sie machen uns verletzlich und verhindern oftmals, dass wir neue Dinge ausprobieren oder aber eine neue Aktivität, ein Interesse nach den ersten Misserfolgen wieder aufgeben.

Brené Brown, eine amerikanische Sozialarbeiterin und Wissenschaftlerin, sagt „Verletzlichkeit macht stark“*. Denn wer seine Verletzlichkeit erkennt und sie anerkannt, kann damit auch Großes wagen. Für viele Menschen ist Verletzlichkeit etwas Schlechtes und wird als eine Schwäche empfunden. Den Mut zu haben, sich Schwächen einzugestehen und sich mit ihnen zu zeigen, ermöglicht negative Glaubenssätze zu überwinden und sich für etwas einzusetzen, sich zu engagieren, sich zu positionieren oder seinen Weg zu gehen. Sich als Mensch zu zeigen, heißt verletzlich zu sein und bedeutet eine enorme persönliche Stärke.

 

*deutscher Buchtitel, im Original „Daring greatly“

 

Corinna EhlersDie Stärkenperspektive hat sich in der Sozialen Arbeit in den letzten Jahren international verbreitet. Beispielsweise wurde im April diesen Jahres in England der Stärkenansatz im Care Act gesetzlich verankert. In Schottland finden sich unter dem Begriff „asset-based approach“ Ansätze, die insbesondere die Ressourcen der communities, also der Nachbarschaften und Sozialräume, berücksichtigen. Die Stärkenperspektive, mit ihren Werten und Arbeitsprinzipien, stellt eine neue Art des Denkens und Handelns in unterschiedlichen Bereichen dar und kann als internationaler Überbegriff für verschiedene stärkenorientierte Methoden und Ansätze im Sozial- und Gesundheitswesen bezeichnet werden.

Eindrücke aus Schottland, September 2015 ..

Glasgow

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