3 Tipps zur Implementierung von Case Management
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“
Sepp Herberger
Ich habe eigentlich mit Fußball wenig am Hut, aber mit drei Männern im Haus bleibt der Kontakt mit der einen oder anderen Fußballweisheit nicht aus. Und insofern ist mir dieser Spruch von Sepp Herberger eingefallen, als ich über die Implementierungsprozesse von Case Management nachgedacht habe.
Das erste Spiel ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Case Management (CM), denn zunächst erwerben Mitarbeiter*innen und/oder die Geschäftsführung Wissen über das Handlungskonzept. An dieses Spiel schließt sich ein neues Spiel an, denn bei der Umsetzung von CM, handelt es sich dann um ein ganz neues Unterfangen. Dieses Spiel beginnt, sobald Teilnehmer*innen nach (und oftmals auch schon während) einer CM-Weiterbildung vor der Frage stehen, wie nun CM in der Praxis umgesetzt werden kann.
Die Einführung und Umsetzung von CM ist komplex und auch unterschiedlich: In manchen Kontexten geht die Initiative von den Praktiker*innen aus, teilweise erfolgt die Umsetzung von CM aber auch auf Anordnung der Geschäftsführung. Und auch die Organisationen unterscheiden sich voneinander: Es gibt Behörden wie Jugendämter oder Jobcenter, die CM als Verfahren vielleicht nur in bestimmten Abteilungen einführen. Und es gibt Einrichtungen mit kleinen flexiblen Teams, die CM vollumfänglich umsetzen.
Wie auch auf der Fallebene, ist bei Implementierungsprozessen ein systematisches Vorgehen auf der Organisationsebene sinnvoll, damit das Vorhaben nicht zu endlosen Prozessen und Frustrationen führt. Ich möchte an dieser Stelle ein paar allgemeine Spielregeln für die innerorganisationale Umsetzung von CM aufführen.
- Es ist wichtig, die unterschiedlichen Organisationsformen zu berücksichtigen. Implementierungsprozesse sollten auf die unterschiedlichen Ebenen abgestimmt sein und es sollten dialogische Prozesse zwischen den Ebenen und Organisationseinheiten geschaffen werden. Dabei ist kontextualisiert zu erfassen, wer schon mitspielt und wer noch für das Spiel gebraucht wird.
- Bevor es an die konkrete Umsetzung geht, muss allen Beteiligten klar sein, welches Spiel gespielt wird, also was Case Management überhaupt genau ist und wie es in der Organisation verstanden wird. Zudem sollte geklärt werden, wie umfänglich das Verfahren eingeführt und implementiert werden soll. Hierfür ist ein Wissenstransfer innerhalb der Organisation und ggf. in den unterschiedlichen Organisationseinheiten wichtig. Die Entwicklung eines Playbooks/Spielbuchs kann hilfreich sein, um die anfallenden Kommunikationsabläufe zu unterstützen.
- Implementierungsprozesse benötigten Freiraum für Konzeptentwicklung. Dabei gilt es zu beachten, dass Case Management keine „one seize fits all“ Lösung ist. Bei einer Implementierung sollten die CM-Ansätze also mit bereits bestehenden Organisationsstrukturelementen und Arbeitsweisen verbunden werden. Hierzu eignen sich unterschiedliche Instrumente der Organisationsentwicklung wie ressourcenorientierte Analysetools (z.B. SOAR, Ressourcenkarten oder der Ansatz der Appreciative Inquiry).
Positive Veränderungen durch wertschätzende Erkundung gestalten
Die Umsetzung von Case Management ist ein langfristiger Prozess. Möglichkeiten wie ein solcher Prozess in Organisationen gestaltet werden kann, bietet beispielsweise eine Appreciative Inquiry (AI). Die Appreciative Inquiry (Deutsch: wertschätzende Erkundung) ist eine Methode der Organisationsentwicklung von Cooperrider und Whitney (2005), die einen stärkenorientierten Ansatz verfolgt. Entlang eines vierstufigen Prozesses, dem sogenannten 4-D-Prozess, können Ansätze für positive Veränderungen durch die Umsetzung von Case Management erarbeitet werden. Grob skizziert, können die Schritte einer wertschätzenden Erkundung z.B. folgendermaßen aussehen:
Im ersten Schritt wird in Interviews erkundet, welche hilfreichen Strukturen, Prozesse und Methoden schon im Unternehmen vorhanden sind und für die Umsetzung von Case Management hilfreich sein könnten.
Im zweiten Schritt werden Visionen und Zielvorstellungen erarbeitet. Das heißt, es wird eine Wunschvorstellung davon entworfen, wie das Case Management-Programm aussehen soll.
Im dritten Schritt geht es um die Präzisierung der zuvor erarbeiteten Visionen und um die Gestaltung von dem was sein soll durch Ziele und Leitlinien. Hierfür werden Zukunftsbilder entwickelt, mit denen sich die Mitarbeiter*innen identifizieren können.
Schließlich wird im vierten Schritt strategisch geplant, wie die Umsetzung von CM erfolgen soll und wie ein positiver Veränderungsprozesse im Unternehmen gestaltet werden können.
Ich bin davon überzeugt, dass die Einführung von Case Management-Ansätzen – und zwar egal ob es im Krankenhaus, in einer Beratungsstelle oder im Jugendamt ist – Vorteile für die Organisationen, die Mitarbeiter*innen und die Klient*innen mit sich bringt. Die wertschätzende Erkundung ist eine stärkenorientierte Methode, die für die Implementierung von Case Management genutzt werden kann und mit der positive Veränderungsprozesse geplant werden können.
Offene Sprechstunde rund um die Implementierung von Case Management
Um die Umsetzung von CM zu unterstützen und einen Austausch zu Best-practice-Vorgehensweisen zu fördern, biete ich am Freitag, den 09. April, um 12.00 Uhr die erste CM-Implementierungssprechstunde über Zoom an. Meine Idee ist, dass in den offenen Sprechstunden Fragen rund um die Umsetzung von CM besprochen werden.
Sie können gerne Ihre Fragen mitbringen. Ich werde dann versuchen, sie auf der Grundlage meiner langjährigen Erfahrungen mit der Umsetzung von Case Management zu beantworten. Bestenfalls können Sie auch von den anderen Teilnehmer*innen profitieren, indem Sie sich gegenseitig auf Dinge hinweisen oder Vorschläge machen.
Die Sprechstunde ist daher sowohl für neue Case Manager*innen als auch für erfahrende CM-Praktikerinnen geeignet, die die praktische Umsetzung auf ein neues Level bringen möchten.
Bitte schreiben Sie eine kurze Email an mail@staerkenperspektive.de, dann schicke ich Ihnen den Zoom-link zu. Weitere Termine sind geplant und werden über meinen Newsletter angekündigt.